Inzwischen sind ECLAT und upendo bereits einige Jahre lang in der Entwicklungsförderung in Nordtansania engagiert. Deshalb wollen wir in diesem Informationsbrief uns einmal der Frage stellen, ob unser Engagement erkennbar Früchte trägt und was vielleicht schon erreicht werden konnte.

Kommunale Entwicklungsförderung

Wir möchten mit unserer Arbeit von upendo die Entwicklung einer traditionell geprägten und wirtschaftlich rückständigen Gesellschaft in Tansania fördern. Ziel ist also weniger die Förderung von einzelnen Personen, sondern die gesellschaftliche Entwicklung. Deshalb setzen wir uns besonders in Bereichen wie Schulbildung, Frauenarbeit oder Familienplanung ein. Die Basis jedweder Entwicklung ist Bildung: ohne Bildung, ohne Schulen laufen alle Bemühungen um eine gesellschaftliche Entwicklung ins Leere. Gemeinsam mit unserer tansanischen Partnerorganisation ECLAT möchten wir in der Volksgruppe der Massai daher vor allem mit besserer Bildung eine Entwicklung auf kommunaler Ebene erreichen. In Tansania müssen die Kommunen ihre Schulen selber bauen, der Staat übernimmt und betreibt sie dann. Arme Kommunen aber sind nicht in der Lage, Schulbauten zu finanzieren, selbst wenn sie es möchten. So werden solche Gesellschaften mehr und mehr von der allgemeinen Entwicklung des Landes abgehängt. Durch den Bau von Schulen, für deren Betrieb dann der Staat die Verantwortung übernimmt, können wir vielen Kindern Schulbildung ermöglichen, die ansonsten wie ihre Eltern Analphabeten geblieben wären.

Grundschulbildung

Seit der Gründung im Jahre 2014 setzt sich upendo für den Bau von Schulen vor allem im Massai-Land im Simanjiro und den benachbarten Distrikten ein, ob es den Ausbau, den Neubau oder dringende Renovierungen von Primarschulen betrifft. Insgesamt haben wir bis heute fast 40 Primarschulen um-, aus- oder neugebaut, auch wenn einige der neuen Schulen noch vervollständigt werden müssen. Wir schätzen, damit etwa 25.000 Kindern einen (besseren) Schulbesuch ermöglicht zu haben.

   Und wie hat sich unser Engagement gesellschaftlich ausgewirkt? Die Volkszählung vom August 2022 ermöglicht eine genauere statistische Auswertung. Zum einen hat sich die Bevölkerungszahl im Simanjiro-Distrikt seit der letzten Zählung 2002 ziemlich genau auf gut 290.000 Menschen verdoppelt. Das betrifft natürlich besonders die Zahl der Kinder. Der Anteil der Kinder im schulpflichtigen Alter, die 2022 nicht zur Schule gingen, lag nach der Auswertung der Distriktverwaltung bei 28%. Noch vor wenigen Jahren wurde die Zahl auf mindestens 70% geschätzt. Auch unsere regelmäßigen Besuche an den Schulen bestätigen diesen Trend: die Zahl der Kinder in einem Klassenraum steigt erschreckend kontinuierlich weiter: anfangs waren wir entsetzt über 60 oder 70 Kinder in einem Klassenraum, heutzutage treffen wir oft 100 Kinder oder mehr in einem Raum an. Die Ursachen für den deutlich besseren Schulbesuch sind vielfältig und nicht nur auf unser Engagement zurückzuführen, aber unser Engagement konnte erkennbar dazu beitragen.

Die Zahlen bestätigen uns und machen uns Hoffnung. Gleichzeitig aber ermutigen sie uns, nicht nachzulassen. Denn noch gehen nicht alle Kinder zur Schule und die bestehenden Schulen sind viel zu voll. Erst wenn alle der vielen Kinder der Massai Schulbildung erhalten, werden sie einmal ihren Kindern den Wert von Bildung weitergeben und sich dafür einsetzen, dass ihre Kinder echte Chancen auf ein besseres Leben als das ihrer Vorfahren haben.

Weiterführende Bildung

Auch in der weiterführenden Bildung hat sich in den vergangenen Jahren im Simanjiro einiges getan, denn ECLAT und upendo haben sich von Anfang auch dafür eingesetzt. An der von uns über einige Jahre hinweg gebauten Sekundarschule in Emboreet werden heute gut 1000 Kinder unterrichtet, obwohl die Schule anfangs gerade einmal für 320 Kinder geplant war. Die Ausstattung der Schule mit naturwissenschaftlichen Fachräumen, Bibliothek und Computerzentrum ist gut und der akademische Erfolg der Schüler hoch. Die Schule war die erste Schule im ganzen Distrikt, die bis zum Abitur („A-level“) führt. Erst seit dem vergangenen Jahr bieten zwei weitere Sekundarschulen Oberstufenunterricht an.

Und im von uns in den vergangenen Jahren gebauten Handwerkerzentrum wird nun auch vom Staat (VETA) Jugendlichen eine handwerkliche Ausbildung angeboten.

Frauenarbeit

Die Ergebnisse der Frauenarbeit von ECLAT lassen sich nicht in einfachen Zahlen zusammenfassen, wohl aber beobachten: überall treffen sich heutzutage Frauengruppen, sie verfügen und erwirtschaften sich eigenes Einkommen, sie treffen sich mit Gästen aus Europa und schicken zum Gespräch von sensiblen Frauenthemen einfach die anwesenden Männer weg, und sei den Dorf- oder ECLAT-Vorsitzenden. Das alles wäre in den Anfangsjahren unserer Arbeit nicht denkbar gewesen. Ich werde nicht vergessen, wie bei meinem ersten Treffen mit einer Frauengruppe die gleiche Zahl skeptischer Männer daneben saß, die argwöhnisch jede Diskussion verfolgten und am Ende uns aufforderten, doch besser Männergruppen zu bilden.

Auch das Thema Familienplanung, das den Frauen naturgemäß näher liegt als den Massai-Männern, die sich mit großen Kinderzahlen brüsten, hat über die Seminare im Frauenzentrum Eingang in die Frauenarbeit von ECLAT gefunden. Die Frauen fragen danach, weil sie es kaum schaffen, ihre vielen Kinder zu ernähren und zu versorgen, Seit Anfang des vergangenen Jahres ist daraus die Familienplanungskampagne von ECLAT für Männer hervorgegangen. Seitdem haben sich viele tausend Frauen von den Gesundheitsstationen empfängnisverhütend beraten und behandeln lassen. Für eine statistische Auswertung der gesellschaftlichen Auswirkungen davon ist es aber noch zu früh.

Und auch unser letztes Projektvorhaben zur Förderung von Mädchen im Teenageralter geht aus unseren Bemühungen um Schulbildung und der Frauenarbeit hervor. Es soll Mädchen, die zur Schule gegangen sind, sich aber nach dem Abschluss der Primarschule (Klasse 7) nicht für die weitere Schulbildung qualifizie­ren, eine Alternative zu früher Zwangsverheiratung geben. In einem zweijährigen Kurs werden ihnen Kenntnisse und Fähig­keiten vermittelt, mit denen sie später im Leben selbständiger werden und sich selbst etwas erwirtschaften können.

Dank

Wir sind dankbar für diese Entwicklungen in der Massai-Gesellschaft Tansanias, und freuen uns, dass wir mit unserer Arbeit dazu beitragen konnten. Wir möchten uns aber auch bei allen Freunden, Stiftungen und Firmen bedanken, die upendo diese Arbeit ermöglicht haben.

Fotos: Fred Heimbach, ECLAT (2022, 2023)

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Verantwortlich für Inhalte: Fred Heimbach
Übersetzungen: Marita Sand