Auch 2023 konnten wir wieder alle unsere Projektvorhaben in Tansania wie geplant umsetzen und können dankbar auf das vergangene Jahr zurückblicken. Das betrifft unser Engagement zum Ausbau von Schulen wie auch die Capacity Building Projekte wie Frauenarbeit oder Familienplanung.

Informationsveranstaltung von upendo

Am 16. September 2023 konnten wir wieder einmal unseren Freunden auf einer Informationsveranstaltung über unsere Arbeit berichten. Der District Commissioner des Simanjiro-Distrikts, Dr. Suleiman Serera, und der District Executive Director Gracian Makota waren in dieser Zeit in Deutschland und nahmen aus Sicht der tansanischen Regierung Stellung zu unserer Arbeit. Toima Kiroya, Leiter unserer Partnerorganisation ECLAT, erläuterte die Projekte und deren Hintergründe. Ehrengast der Veranstaltung war der Schirmherr von upendo, Minister Herbert Reul. Viele unserer Freunde erhielten an diesem Nachmittag einen intensiven und eindrucksvollen Bericht über unsere Arbeit in Tansania, dessen Akzeptanz im Lande und seine weitreichenden Auswirkungen.

Schulausbau

Neben dem neuen Dormitorium für Mädchen an der Sekundarschule in Emboreet konnten wir im vergangenen Jahr wieder 10 Primar-schulprojekte an die tansanische Regierung übergeben, die die Schulen betreibt. Einige Schulen wurden renoviert, andere ausgebaut, einige sind völlig neu. Mehr dazu folgt im Jahresbericht von upendo in den kommenden Monaten. Wir konnten feststellen, dass unser Engagement der letzten Jahre für verbesserte Schulbildung im Simanjiro-Distrikt Früchte trägt: Der Anteil Kinder im schulpflichtigen Alter, die laut der Volkszählung 2022 nicht zur Schule gingen, lag nach der Auswertung der Distriktverwaltung bei 28%. Noch vor wenigen Jahren wurde die Zahl auf mindestens 70% geschätzt. Die Ursachen für den deutlich besseren Schulbesuch sind vielfältig und nicht nur auf unser Engagement zurückzuführen, aber unser Engagement konnte dazu beitragen. Noch gehen nicht alle Kinder zur Schule und noch sind die Klassen mit oft 100 Kindern oder mehr in einem Raum viel zu voll. Die Zahlen ermutigen uns aber, nicht nachzulassen.

Frauenarbeit

 

Die Frauenarbeit im Seminarzentrum von ECLAT und in den Dörfern konnten wir mit einem neuen Pilotprojekt für Mädchen im Teenageralter ergänzen, die sich im tansanischen Schulsystem nicht zur Weiterbildung qualifiziert hatten. Als Alternative zur Zwangsverheiratung in jugendlichen Jahren erlernen sie im Seminar¬zentrum in einem zweijährigen Kurs handwerkliche Fähigkeiten, mit denen sie sich in ihrem späteren Leben eine gewisse Unabhängigkeit erwirtschaften können. Es ist eine Freude zu erleben, wie die Mädchen innerhalb nur eines halben Jahres aufgeblüht sind, wie begeistert sie diese Ausbildungsmöglichkeit aufnehmen und wie sie mitmachen.
Auch die Frauenarbeit von ECLAT der vergan-genen Jahre zeigt deutlich erkennbar Früchte – auch wenn sie nicht so in Zahlen messbar sind wie der Schulbesuch von Kindern. Treffen von Frauengruppen sind heute eine Selbstverständ-lichkeit und ihr wirtschaftliches Engagement ist akzeptiert und überall in den Dörfern sichtbar. Das wäre noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen. Eine der Frauen berichtet in dem Interview auf der Rückseite über die Bedeutung der Frauenarbeit für ihr Leben. Sie selber ist nie zur Schule gegangen, aber ihre Erwartungen für das Leben ihrer Tochter zeigen, welche Bedeutung sie Bildung dem Leben ihrer Kinder zumisst. Sie zeigt, dass ECLAT mit der Frauenarbeit auf dem richtigen Weg ist; und sie ermutigt uns, weiterzumachen.

Familienplanung

In der Kultur der Massai sind die Männer stolz über große Kinderzahlen, auch wenn sie sich nicht selber um sie kümmern. Die Erziehung der Kinder ist Aufgabe der Frauen, die ihre vielen Kinder kaum ernähren und versorgen können. Deshalb betreibt ECLAT seit 2022 Familienplanungskampagnen in den Dörfern, die sich vor allem an die Männer richten. ECLAT führt diese Kampagnen zusammen mit den traditionellen Führern durch, die unseren Aufruf unterstützen. Da der Staat Mittel zur Familienplanung kostenlos zur Verfügung stellt, arbeitet ECLAT auch mit den Gesundheitsstationen zusammen. Dort können Paare Mittel zur Familienplanung erhalten. Die Kampagnen kommen sehr gut an. Viele lassen sich beraten und empfängnisverhütend behandeln. Immer mehr Dörfer treten an ECLAT heran, auch bei ihnen Kampagnen zur Familienplanung durchzuführen, weit mehr als ECLAT derzeit bewältigen kann. Upendo und ECLAT prüfen derzeit intensiv, ob und wie wir dieser Nachfrage entsprechen. Immer mehr Massai erkennen, dass sie nur eine Zukunft für sich und ihre Nachkommen haben, wenn sie Bildung akzeptieren und ihren Kindern die Chance für ein Leben ohne Armut und wirtschaftlicher Rückständigkeit geben.

Schlußwort

Neben dem Mentoring von Handwerkerschülern und den Wasserprojekten konnten wir 2023 auch unsere umwelt- und naturschutzbezogenen Projekte mit der PAMS Foundation weiterführen. Das betrifft die Ausbildung Jugendlicher an den Sekundarschulen östlich und westlich des Tarangire-Nationalparks wie auch den Schutz des Elefantenkorridors am Ngorongoro-Krater. Wir werden auch diese Projekte im Jahresbericht 2023 wieder detailliert vorstellen.

Bericht einer Frau der Gruppe Esupat zur Bedeutung der Frauenarbeit von ECLAT für ihr Leben

Mein Name ist Kachai Laandare. Ich bin 45 Jahre alt. Ich bin die zweite Frau meines Mannes und habe sechs Kinder, zwei Mädchen und vier Jungen. Ich wohne im Dorf Emboreet. Ich bin ein aktives Mitglied der Gruppe Esupat, die eine Maismühle als wirtschaftliches Projekt erhalten hat. Die Gruppe stellt auch flüssige Seife her und vertreibt sie.
Bevor ich zu ECLAT kam, war ich hauptsächlich Hausfrau und kümmerte mich vor allem um die Viehhaltung und das Melken der Kühe, damit meine Kinder Milch bekamen. Um meinen Lebensstil war ich nicht zu beneiden, er war überhaupt nicht gut, ich hatte kein Wissen und kein Netzwerk. Nachdem ich durch die Esupat-Frauengruppe zu ECLAT kam, kann ich sagen, dass ich etwas Gutes in meinem Leben erreichen konnte und dass ich gestärkt bin. In unserer Gruppe wurden viele Schulungen durchgeführt, die mir geholfen haben, meine Familie weiterzuentwickeln. Ich bin jetzt eine Botschafterin, die anderen Frauen hilft, sich Entwicklungsgruppen anzuschließen, ihre Familien zu entwickeln und sich aus Abhängigkeiten zu befreien. Ich habe verstanden, wie wichtig persönliche Hygiene ist, und habe begonnen, auf Sauberkeit für meine Kinder, mein Haus und meine Umgebung zu achten. Außerdem habe ich mit dem Gewinn aus dem Maismehlprojekt ein kleines Geschäft mit Lebensmitteln wie Zucker eröffnet. Ich bin auch gut in der Herstellung von Perlenschmuck und sehr aktiv in meiner Village Savings and Loans Associations („Dörfliche Spar- und Darlehenskassen“), wo ich spare und zinsgünstige Darlehen zur Unterstützung meiner Geschäfte erhalte. Ich freue mich sehr darauf, meine jüngste Tochter, die noch in die Primarschule geht, auszubilden. Sie wird in der Lage sein, ein besseres Leben für sich und ihre zukünftige Familie zu erreichen.

(Das Interview hat Catherine Maguzu im September 2023 durchgeführt und zusammengefasst. Übersetzung aus dem Englischen von Fred Heimbach.)

Fotos: Bernhard Becker, Rüdiger Fessel, Fred Heimbach
Layout: Heike Ponge

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