Primarschule Komolo

Auch für die Kinder war die Feier in Komolo ein fröhliches Fest

Auf unserer letzten Besuchsreise nach Tansania begleitete uns u.a. Landrat Stefan Rößle mit einer kleinen Delegation aus dem Landkreis Donau-Ries. Er ist zugleich Vorsitzender des Vereins „1000 Schulen für unsere Welt“, mit dessen Hilfe wir in Komolo neue Klassenräume, einen Toilettenblock und ein Wohnhaus für Lehrer bauen und Ende August an die Regierung als Betreiber der Schule übergeben konnten. Es war eine bunte Feier, auf der sich die Kinder singend und tanzend für die neuen Klassenräume und anderen Gebäude bedankten. Neben den Regierungsvertretern dankten auch die Vertreter der Bevölkerung „1000 Schulen für unsere Welt“, ECLAT und upendo für die Erweiterung der Schule im Dorf und die damit verbundenen besseren Bildungschancen ihrer Kinder.

Neue Sekundarschule für Mädchen

Toima Kiroya, Leiter von ECLAT, im Gespräch mit Prof. Adolf Mkenda, Minister für Bildung

Auch wenn der Bau der neuen Sekundarschule für Mädchen bereits Anfang des Jahres begonnen hatte, feierten wir Ende August die Grundsteinlegung für die Schule. Bereits im kommenden Januar sollen dort die ersten Mädchen ihren Unterricht in der Eingangsklasse beginnen. Neben den Klassenräumen müssen bis dahin auch das Dormitorium, Toiletten und erste Wohnhäuser für die Lehrer gebaut werden. Zum Glück war die Bohrung nach Grundwasser erfolgreich (auch wenn das Bohrloch 150 Meter tief ist), so dass genügend Wasser zum Bauen und später zum Leben auf dem Schulgelände zur Verfügung steht. Ehrengast an diesem Tag war der tansanische Bildungsminister Prof. Adolf Mkenda. Seine Anwesenheit zeigt die Bedeutung, die die Regierung der Bildung besonders für Mädchen beimisst und wie die Regierung unser Engagement schätzt. Er dankte ECLAT und upendo für ihre intensiven Bemühungen um die Schulbildung in Tansania und bat uns, seinen Dank an die Spender in Europa weiterzuleiten. Wir erlebten eine lebhafte Feier mit Gesang und Tanz, und vielen Reden, in denen die Gesellschaft immer wieder ermuntert wurde, sich um die Bildung ihrer Kinder zu kümmern und ihre Kinder, auch die Töchter, zur Schule zu schicken.

Wohnhaus für junge Mütter

Schülerinnen vor dem Wohnhaus für junge Mütter auf dem Gelände des Ausbildungszentrums

Der Bau des Ausbildungszentrums von ECLAT für jugendliche Mädchen geht zügig weiter. Nach dem Ausscheiden aus der Schule und als Alternative zur Zwangsverheiratung erlernt dort bereits der erste Jahrgang jugendlicher Mädchen einfache handwerkliche Fähigkeiten, mit denen sie sich später ein eigenes Einkommen erwirtschaften können. Um sie auch bei ungewollten Schwangerschaften nicht fallen zu lassen, haben wir auf dem Gelände ein kleines Wohnhaus für junge Mütter mit kleinen Kindern gebaut. Dort sollen sich tagsüber Familienangehörige um die Babys kümmern, so dass die jungen Mütter ihre Ausbildung nicht abbrechen müssen – wie in Tansania sonst üblich. Die Eröffnung des Wohnhauses Ende August kam gerade rechtzeitig: nur zwei Wochen später hat eine unserer Schülerinnen eine Tochter entbunden. Wie sehr die Gesellschaft unser Engagement für Mädchen und den Bau des Wohnhauses für junge Mütter schätzt, konnten wir bei einer Veranstaltung in einem etwas weiter entfernten Dorf erleben. Der Dorfvorsteher dort lobte in seiner öffentlichen Ansprache das Ausbildungszentrum von ECLAT für jugendliche Mädchen, betonte aber besonders den Bau des Wohnhauses für junge Mütter als Zeichen der besonderen Wertschätzung.

Wasserprojekt für Orkiringo

Traditionelle Tänze auf der Übergabefeier des Wasserprojekts an der Primarschule Orkiringo

Wasser ist in der Massai-Steppe rar und muss oft viele Kilometer weit entfernt geholt werden. Abgesehen davon, dass in der Regel nur verschmutztes Oberflächenwasser zur Verfügung steht, das viele Krankheiten verursacht. An der von uns in den letzten Jahren gebauten Primarschule Orkiringo ist die Situation besonders schlimm: hier muss Wasser aus knapp 20 Kilometer Entfernung herangeschleppt werden. Wir konnten dort erfolgreich ein tiefes Bohrloch bohren, aus dem jetzt sauberes Grundwasser in Wassertanks gepumpt wird, genug für die Schüler und die benachbarte Bevölkerung. Die Übergabefeier Ende August war ein bewegendes Fest, auf der sich die Bevölkerung überschwänglich für das jetzt für sie vor Ort verfügbare saubere Wasser bedankte.

Einblicke in ECLAT’s und upendo’s Hilfsprojekte in Tansania: Meine Reiseeindrücke

Landrat Stefan Rößle während der Schulübergabe in Komolo

Im August 2025 durfte ich an einer von upendo e.V. organisierten Reise teilnehmen, die mich in vielerlei Hinsicht beeindruckt hat. Auch wenn ich einige Projekte bereits von einer vorherigen Reise kannte, gewann ich dieses Mal wieder neue Perspektiven hinzu, die mich erneut berührten. Deutlich wurde vor allem, was upendo gemeinsam mit seiner Partnerorganisation ECLAT im Norden Tansanias leistet und wie groß der Rückhalt in den lokalen Gemeinschaften sowie auf politischer Ebene ist.

Auf dem Weg zu Toimas’ Guesthouse in Emboreet, wo wir die nächsten fünf Tage von Philomena sehr lecker verpflegt wurden, besuchten wir die Schule in Loosiririmi. Bei meinem letzten Besuch gab es dort noch keine Schule, nur den Wunsch nach einer. Deshalb hatte ich im Nachgang zu dieser Reise um Spenden geworben und das Bauvorhaben wurde Teil der von mir mitgegründeten Initiative „1000 Schulen für unsere Welt“. Es war sehr emotional für mich zu sehen, was seitdem entstanden ist. Eindrücklich war aber auch, dass manche Kinder nicht zur Schule geschickt werden, weil der Schulweg zu viel Wasser kosten würde – Wasser, das die Eltern für den täglichen Bedarf benötigen. In dieser hochgelegenen, trockenen Region sind Bohrungen von 130 Metern Tiefe nötig, um einen Schulbrunnen zu bauen. Der Bau ist also eine finanzielle und technische Herausforderung.

Ein weiterer Höhepunkt war die Einweihung eines neuen Schulgeländes in Komolo mit Klassenzimmern, Lehrerunterkünften und Latrinen – ebenfalls ein Projekt im Rahmen der Initiative „1000 Schulen für unsere Welt“. Die Feierlichkeiten mit Massai-Gesängen und einer Kuh als Dankeschön-Geschenk zeigten, wie wichtig Schulbauprojekte für die gesamte Gemeinschaft sind.

Besonders spannend war auch die Begegnung mit dem tansanischen Bildungsminister Prof. Adolf Mkenda. Er betonte, dass die Entwicklung einer funktionierenden Bildungsinfrastruktur Zeit brauche und „nicht wie das Einschalten eines Lichts funktioniere“. Auch wenn Bildung Aufgabe der Regierung sei, seien Akteure wie upendo und ECLAT aus seiner Sicht aktuell noch unverzichtbar, insbesondere angesichts der geplanten Ausweitung der Schulpflicht von sieben auf zehn Jahre. In den nächsten Jahren würden dadurch viele neue weiterführende Schulen benötigt. Die Entwicklung hin zu zehn Jahren Schulpflicht unterstreicht für mich, dass Tansania dem Thema Bildung höchste Priorität einräumt und hier einen Schlüssel für eine erfolgreiche Entwicklung sieht – definitiv auch eine Art Wertschätzung für unsere Arbeit als NGOs und für unsere Unterstützer.

Für mich waren auch die Einblicke in das Leben der Familien und in die Mädchen- und Frauenarbeit von upendo sehr wertvoll, beispielsweise durch die Eröffnung einer Unterkunft für junge Mütter am Ausbildungszentrum für Mädchen. Hier können junge Frauen ihre Kinder betreuen lassen und gleichzeitig ihre Ausbildung abschließen. Upendo beeindruckt mich durch diesen ganzheitlichen Ansatz und die Bereitschaft, in der Projektarbeit auf neue Bedarfe zu reagieren, um den Wert von Bildung nachhaltig in der Region zu verankern. Ein Gedanke hat mich besonders bewegt: Das Wort für „Schule“ im Suaheli lautet „shule“. Wir haben es immer wieder in den Reden vor Ort gehört – ein stilles Erbe der deutschen Kolonialzeit, das auch an unsere historische Verantwortung erinnert. Upendo ist sich dieser besonderen Verantwortung bewusst. Das Würdigen und Beachten lokaler Strukturen und Werte in Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation ECLAT ist in diesem Verantwortungsfeld eine besondere Stärke und Leistung von upendo.

Ich danke upendo für die eindrückliche Reise, die Begegnungen und die wertvollen Erfahrungen! Es war toll zu sehen, wie upendo und ECLAT mit Weitblick, Engagement und Herzlichkeit arbeiten. Wir von „1000 Schulen für unsere Welt“ sind stolz, ihre Partner zu sein, und freuen uns, dass wir im Rahmen unserer Zusammenarbeit einige Projekte in der Vergangenheit realisieren konnten und auch in Zukunft neue Chancen vor Ort eröffnen werden.

Stefan Rößle, Landrat im Landkreis Donau-Ries

Fotos: Fred Heimbach, Ramona Ruf, Stefan Rößle
Layout: Heike Ponge

CategoryInfobrief
© upendo e.V
Fotos © Rüdiger Fessel
Design & techn. Implementierung: netzwerkstudio
Verantwortlich für Inhalte: Fred Heimbach
Übersetzungen: Marita Sand