Infos zu ECLAT-Foundation

Toima und Philomena Kiroya gingen als kleine Kinder selbst in die erste Primarschule des Simanjiro-Distrikts in Emboreet zur Schule, der „Simanjiro Primary School“. Emboreet liegt sehr ländlich in der Massai-Steppe im Simanjiro-Distrikt – heute in ca. zwei Autostunden von der Großstadt Arusha im Norden Tansanias aus zu erreichen. Später besuchten sie weiterführende Schulen und Toima qualifizierte sich anschließend an der Universität zum Lehrer. Die meisten Kinder ihrer Jahrgänge gingen nicht oder kaum zur Schule. Noch heute liegt die Analphabetenrate dort über 50%. Nach seiner Ausbildung ging Toima in die Politik und wurde „District Commissioner“, Chef eines Regierungsbezirks – und arbeitete an verschiedenen Stellen Tansanias.
Toima und Philomena erkannten die Bedeutung von Bildung für die gesellschaftliche und persönliche Entwicklung und blieben den Menschen der Massai-Steppe verbunden. Sie zogen nicht in eine Großstadt, sondern blieben ihrer Heimat und ihren Landsleuten treu und leben in ihrem Heimatdorf Emboreet.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage von ECLAT: https://eclat-foundation.or.tz/

Schulbildung

Vor gut zehn Jahren haben Toima und Philomena damit begonnen, in Emboreet eine weiterführende Schule, eine Sekundarschule, aufzubauen, die es bis dahin in dieser Gegend noch nicht gab. Dazu gründeten sie ECLAT. Wenig später begann die Partnerschaft mit upendo. Seitdem entstand dort in vielen Ausbauschritten mit Unterstützung von Stiftungen und dem Freundeskreis von upendo eine moderne Schule, die mit guten Ergebnissen der Schülerinnen und Schüler auf sich aufmerksam macht und sehr beliebt ist. Obwohl die Schule anfangs für gerade einmal 320 Kinder gedacht war, können heute an der Schule 800 Kinder unterrichtet werden. Die Ausstattung der Schule mit Klassenräumen, naturwissenschaftlichen Fachräumen, Bibliothek und Computerzentrum hat einen hohen Standard. Wie fast alle Sekundarschulen des Landes ist auch die in Emboreet eine Internatsschule. Die Familien der Schüler woh¬nen weit weg, Bus- oder andere Transportmöglichkeiten gibt es nicht. Daher wurden auch Schlafsäle (Dormitorien) für Mädchen und Jungen gebaut, und für das Lehrpersonal Wohnhäuser. Zur Wasserversorgung wurde ein Brunnen gebohrt und Wassertanks gebaut, so dass für die vielen Menschen auf dem Schulgelände genug hygienisch sauberes Wasser zur Verfügung steht. Für die Schülerinnen und Schüler werden die Schulessen in der Schulküche zubereitet, gegessen wird in der großen Mehrzweckhalle, die mit einer Video-/Audioanlage ausgestattet ist und auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Inzwischen ist das Schulgelände zum Schutz vor wilden Tieren eingezäunt und der letzte Bauabschnitt konnte abgeschlossen werden. Alle Projekte wurden dem tansanischen Staat übergeben, der für den Schulbetrieb die Verantwortung übernommen hat.

Neben dem Aufbau der Sekundarschule, konnte ECLAT sich auch durch den Auf- und Ausbau verschiedener Grundschulen, Primarschulen, für die Schulbildung der Massai-Kinder engagieren. In Tansania sind die Kommunen für den Bau von Schulen verantwortlich; der Staat übernimmt dann den Betrieb der Schulen, hat aber nicht genügend Finanzmittel zum Bau der vielen benötigten Schulen. Vor allem in abgelegenen und rückständigen Gegenden des Landes wie dem Simanjiro-Distrikt ist die Bevölkerung arm und die Kommunen können die Finanzmittel zum Bau von Schulen nicht aufbringen, so dass sie von der allgemeinen Entwicklung im Land abgeschieden bleiben. Aufgrund der wenigen Primarschulen und der daraus resultierenden weiten Schulwege von oft mehr als 10 Kilometern gehen daher viele Kinder in diesen Gegenden nicht zur Schule. Die vorhandenen Schulen stammen oft noch aus der Kolonialzeit. Durch die Renovierung solcher Schulen und den Neubau von neuen Schulen durch ECLAT können heute viel mehr Kinder als noch vor 10 Jahren zur Schule gehen. Während damals mehr als 70% der Kinder im Distrikt nicht zur Schule gingen, sind es heute deutlich weniger als 30%. Allerdings führt auch das Bevölkerungswachstum dazu, dass die Zahl der Kinder in einem Klassenraum trotz neuer Schulen oft über 60, teilweise sogar über 100 liegt. Bis Ende 2023 konnte ECLAT dank finanzieller Unterstützung von Stiftungen und dem Freundeskreis von upendo landesweit 40 Primarschulen renovieren, erweitern oder neu bauen. Auch diese Schulen wurden dem Staat übergeben, der letztendlich für die Bildung der Kinder im Lande verantwortlich ist und die Schulen betreibt.

Durch den Bau eines Ausbildungszentrums haben ECLAT und upendo auch eine handwerkliche Ausbildung im Simanjiro-Distrikt etabliert. Auch dieses Zentrum wurde an den Staat übergeben und dort werden heute junge Menschen aus dem Distrikt, Jungen wie Mädchen, landestypisch zum Maurer, Schlosser oder Schreiner ausgebildet. ECLAT möchte, dass nicht alle von ihnen in die Großstädte des Landes abwandern, sondern sich in Start-ups im Distrikt niederlassen und zur wirtschaftlichen Entwicklung des Distrikts beitragen. Daher begleitet ECLAT die Auszubildenden in der letzten Ausbildungsphase und bietet ihnen nach dem Ausbildungsabschluss Beratung an.

Frauenarbeit

Philomena und Toima sind ihrem Traum treu geblieben, der eigenen Volksgrup¬pe der Massai einen Weg aus Armut und Rückständigkeit aufzuzeigen. Philomena hat sich schon früh in der Frauenarbeit engagiert. 2011 haben sie dafür in Brüssel den bel-gischen Harubuntu-Preis verliehen bekommen, als Anerkennung für ihren Einsatz und als Ermutigung, nicht aufzugeben. In ihrer Heimat zu bleiben war für Philomena auch deshalb wichtig, weil sie die Stellung der Frau in der Massai-Gesellschaft verbessern wollte. Sie hat – zunächst mit der finanziellen Unterstützung durch die belgische Botschaft – Frauengruppen gegründet, die sie betreut, eine Aufgabe, die kein Europäer/keine Europäerin mit noch so guter Bildung, kein Mann und auch keine Frau einer anderen Volksgruppe leisten könnte. Dank finanzieller Unterstützung von Stiftungen und dem Freundeskreis von upendo konnte Philomena diese Arbeit seit 2014 ausbauen. Dadurch, dass sie vor Ort in ihrem Heimatdorf wohnt, blieb sie mit der Kultur der Massai und mit der Bevölkerung eng verbunden. Noch vor zehn Jahren durften sich Massai-Frauen nicht ohne Einwilligung der Männer treffen und alle Finanzmittel gehörten den Ehemännern, so dass sie ganz und gar finanziell von ihren Männern abhängig waren. Diese hatten zudem oft mehrere Frauen haben und konnten für die Versorgung ihrer vielen Kinder nur unzureichend sorgen. Dank dem Engagement von ECLAT hat sich dies mit behutsamer, einfühlsamer und stetiger Arbeit in den vergangenen Jahren deutlich erkennbar verändert. Die Treffen von Frauengruppen sind heute eine Selbstverständlichkeit und ihr wirtschaftliches Engagement ist akzeptiert. Überall in den Dörfern wird dies sichtbar.

Das von ECLAT 2017 gebaute Frauenzentrum hat erheblich zu dieser Entwicklung beigetragen. Hier kommen Frauengruppen mit bis zu 30 Mitgliedern in wöchentlichen Kursen zusammen. Geschult werden Grundlagen der Hygiene, Kinderpflege und -erziehung, die Notwendigkeit und Möglichkeiten der Familienplanung, aber auch Möglichkeiten zur Erzielung eines eigenen Einkommens wie beispielsweise durch die Herstellung und Vermarktung flüssiger Seife, Gemüseanbau oder Hühnerzucht. Inzwischen ist es zunehmend gesellschaftlich akzeptiert, dass viele Frauen sich ein eigenes Einkommen erwirtschaften – und die Männer erkennen, dass auch sie und ihrer Kinder davon profitieren.

Jugendliche Mädchen

Seit 2023 wird die Frauenarbeit durch ein neues wegweisendes Projekt für Mädchen im Teenageralter ergänzt – dank der Finanzierung durch Stiftungen und dem Freundeskreis von upendo. Die Primarschulausbildung dauert in Tansania sieben Jahre. Viele der Mädchen (und Jungen) qualifizieren sich danach nicht für die weiterführende Schule (Sekundarschule). Die Mädchen werden dann häufig im Alter von 15 Jahren der Tradition der Massai entsprechend verheiratet. Auch ein Teil der Mädchen, die nach der Primar- noch die Sekundarschule besuchen, scheiden dort nach zwei oder vier Jahren aus. ECLAT bietet diesen Mädchen im Alter von 15 bis 20 Jahren eine handwerkliche Ausbildung an – als Alternative zur Zwangsverheiratung. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist groß und die Mädchen sind begeistert dabei, dankbar für die damit verbundenen neuen Lebensperspektiven. In einem zweijährigen Kurs werden ihnen Kenntnisse und Fähigkeiten im Schneidern und der Nahrungsmittelzubereitung vermittelt, mit denen sie später im Leben selbständiger werden und sich selbst etwas erwirtschaften können.

Wasserprojekte

Eine gute und verlässliche Versorgung mit sauberem Trinkwasser gehört zu den grundlegenden Menschenrechten. In einem so trockenen Umfeld wie der Massai-Steppe erleben die Menschen diese Notwendigkeit umso deutlicher, insbesondere in der langen Trockenzeit von etwa acht Monaten. Abgesehen von den wenigen Stauseen gibt es in dieser Jahreszeit fast kein Oberflächenwasser; und das vorhandene ist verschmutzt und mit Keimen belastet. Der Grundwasserspiegel aber liegt hundert Meter unter der Erdoberfläche. Entsprechend weit müssen die Frauen und Mädchen laufen, um Wasser zu holen: oft 10 oder 20 Kilometer weit entfernt. Wasserholen ist Frauensache. Die Keime im Wasser aber verursachen viele Erkrankungen, insbesondere bei den Kindern. ECLAT konnte dank der Unterstützung von Stiftungen, Firmen und dem Freundeskreis von upendo an einigen solcher Stauseen Wasserfiltrationsanlagen bauen, so dass der Bevölkerung dort hygienisch sauberes Trinkwasser zu Verfügung steht. An anderen Stellen konnte ECLAT Grundwasserbrunnen bohren. Dort können sich die Menschen für sich und ihre Familien hygienisch sauberes Wasser zapfen.

Familienplanung

Die Massai-Bevölkerung verdoppelt sich zurzeit in weniger als 20 Jahren. Ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hängt traditionell von ihren Rindern ab. Doch die Zahl der Rinder lässt sich nicht beliebig steigern. Überweidung und Verdursten ganzer Herden sind Realität. So verarmen die Massai und verlieren mehr und mehr den Anschluss an die allgemeine Entwicklung des Lan¬des. Armut aber ist eng mit fehlender Bildung gekoppelt – und im Simanjiro-Bezirk sind mehr als 50 % der Menschen Analphabeten.
In der Kultur der Massai sind die Männer stolz über große Kinderzahlen, auch wenn sie sich nicht selber um die Kinder kümmern. Die Erziehung der Kinder ist Aufgabe der Frauen, die ihre vielen Kinder kaum ernähren und versorgen können. Ihr Bedürfnis nach Familienplanung wird nicht gehört. Deshalb betreibt ECLAT seit 2022 Familienplanungskampagnen in den Dörfern, die sich vor allem an die Männer richten. ECLAT führt diese Kampagnen zusammen mit den traditionellen Führern durch, die den Aufruf unterstützen. Da der Staat Mittel zur Familienplanung kostenlos zur Verfügung stellt, arbeitet ECLAT auch mit den staatlichen Gesundheitsstationen zusammen. Dort können Paare Mittel zur Familienplanung erhalten. Die Kampagnen kommen sehr gut an. Viele lassen sich beraten und empfängnisverhütend behandeln. Immer mehr Dörfer treten an ECLAT heran, auch bei ihnen Kampagnen zur Familienplanung durchzuführen.