Das von PAMS gedruckte neue Schullehrbuch „Hilfe für Bruder Nashorn“

In diesem Informationsbrief berichten wir wieder einmal über unsere Projekte mit der PAMS Foundation im Konfliktfeld Mensch – Natur und über die wichtigsten Ereignisse der letzten Zeit in Emboreet wie die Eröffnung des Computerzentrums an der Sekundarschule und den Baubeginn zum neuen Handwerkerzentrum.

Elefantenkorridor am Ngorongoro-Krater

Die Elefanten im weltberühmten Ngorongoro-Krater verweilen nicht nur im Krater, sondern machen sich auf jahrhundertealte Wanderwege, die heute zumeist in andere Nationalparks führen. Das starke Wachstum der tansanischen Bevölkerung führt aber dazu, dass sich Menschen an immer mehr Stellen des Landes niederlassen, um dort Felder anzulegen. Und so kommt es in manchen Gebieten zu gefährlichen Begegnungen mit wilden Tieren, sodass jährlich eine hohe Zahl Tansanier von Elefanten getötet wird. Die Elefanten kommen während der Regen- und Erntezeiten auch gerne auf die Felder, um sie leer zu fressen – und die Menschen leiden Hunger. Am Ngorongoro-Krater hat PAMS daher im vergangenen Jahr einen Schutzzaun entlang der Felder eines Korridors errichtet:

Zaun aus Lappen mit Sud von Chili-Schoten zum Schutz vor Elefanten entlang der Felder

Der „Zaun“ besteht aus in Chili-Sud getauchten Tüchern. Der Geruchssinn von Elefanten ist hoch sensibel, sie bleiben dem Zaun fern. Im vergangenen Jahr ist nicht ein Elefant während der zumeist nächtlichen Wanderungen im Korridor auf die direkt daran angrenzenden Felder oder gar in die Dörfer gekommen. So lernen die Bauern, sich und ihre Felder zu schützen und mit den wilden Tieren zu leben. Nur dann sind sie verständlicherweise auch bereit, den Nationalpark-Gedanken und die Existenz der wilden Tiere zu akzeptieren.

Schulclubs „Leben in Harmonie mit der Natur“

An einer ganzen Reihe von Sekundarschulen östlich und westlich des Tarangire-Nationalparks (auch der Sekundarschule in Emboreet) hat PAMS vor einigen Jahren das Bildungsprojekt „Leben in Harmonie mit der Natur” eingeführt. Wir möchten damit das Bewusstsein für die Bedeutung der Wildtiere und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen in der Bevölkerung erhöhen. Der „Club” ist bei den Schülern sehr beliebt. Sie lernen den Sinn von Natur- und Tierschutz, das Anpflanzen von Bäumen, und sie besuchen die Nationalparks. Dabei lernen sie, die relevanten und wichtigsten Umweltprobleme ihrer Region zu verstehen. Wir hatten vor einiger Zeit ein sehr motivierendes Gespräch mit den Schülern des Clubs in Emboreet. Ich hatte noch nicht erlebt, dass Schüler in Tansania ökologische Hintergründe so klar erkennen und Ursachen für Umweltprobleme so gut analysieren konnten – eine sehr ermutigende Entwicklung!

Eröffnung des Computerzentrums mit Bücherei

Am 20. Oktober 2018 eröffneten Joseph George Kakunda (stellvertretender Minister im Präsidentenbüro) und Adriano Chaula (Distrikt-Kommissionär des Simanjiro-Distrikts) das neue Computerzentrum an der Sekundarschule in Emboreet. ECLAT hatte zuvor 21 Computer nach modernem Standard im neuen Computerraum installiert, und im Raum daneben eine Bücherei mit Regalen für Bücher sowie Tischen mit Stühlen zum Lesen. Auch wenn bei uns manche Bibliotheken und Büchereien geschlossen werden – in Tansania werden Bücher wegen des oft fehlenden Internetzugangs noch eine lange Zeit eine wichtige Grundlage zum Lernen in den Schulen bilden.

Der neue Computerraum an der Sekundarschule in Emboreet

Das Fest war gut besucht von Schülern, vielen Dorfbewohnern und Vertretern der tansanischen Regierung aus allen Ebenen. Es war eine lange und emotionale Feier mit traditionellen Tänzen, Gesängen und vielen Reden, die sich mit dem Wert von Bildung und der gut ausgestatteten Sekundarschule befassten. Die Regierungsvertreter bedankten sich bei ECLAT und upendo für den fortwährenden Einsatz für diese Schule und andere Projekte, sowie bei den Spendern in Deutschland für die Bereitstellung der erforderlichen Mittel.

Kaum eine Sekundarschule in Tansania kann ein solches Computerzentrum vorweisen. Wir möchten aber, dass die Schüler dort eine Chance bekommen, in ihrer Generation international mithalten zu können. Ohne Computerkenntnisse ist das unmöglich. Die Schüler jedenfalls zeigten großes Interesse, sich unverzüglich an die Computer zu setzen und den Umgang damit zu lernen.

Grundsteinlegung zum Handwerkerzentrum

Für alle unsere Baumaßnahmen kommen die Handwerker von außerhalb des Distrikts. Und: Viele unserer Schüler schaffen keinen Schulabschluss, der sie zu einem Studium qualifiziert. Wir haben daher beschlossen, in Emboreet eine Handwerkerschule zu bauen, um Jugendlichen aus dem Distrikt eine handwerkliche Berufsperspektive zu bieten. Später sollen sie sich im Distrikt eine Existenz aufbauen können.

…und die neue Bibliothek daneben

Dank der Unterstützung durch das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) konnten die Baumaßnahmen für das Zentrum im Oktober beginnen, sodass bereits Mitte des Jahres die ersten Jugendlichen ihre Maurerlehre beginnen können.

Blick eines deutschen Architekten auf die Baumaßnahmen von ECLAT

Im August 2018 konnte ich Tansania und Emboreet zum zweiten Mal besuchen. Bereits im Februar 2015 hatte ich Gelegenheit, die Projekte von upendo und ihrer Partnerorganisation ECLAT kennenzulernen. Neben meinem Interesse an den Menschen wollte ich mir auch die Gebäude aus der Perspektive eines Architekten anschauen. Besonders angetan war ich vom Besuch der Sekundarschule in Emboreet. Die damals im Bau befindliche Schulaula war jetzt fertig gestellt, und einige neue Klassen- und Fachräume sowie Wohnhäuser für Schüler und Lehrer waren hinzugekommen. Die Leistungen des Bauunternehmers, der mit der jeweiligen Komplettleistung vom Fundament bis zum Anstrich beauftragt wurde, machten einen stabilen und handwerklich sauberen Eindruck. Gleiches galt für das erst kürzlich eröffnete Seminarzentrum für die Frauengruppen von ECLAT. Immerhin liegt Emboreet mehr als zwei Autostunden von der nächsten Hauptstraße nach Arusha entfernt mitten in der Massai-Steppe.

Eine besondere Ehre und Freude waren die Feierlichkeiten zur Übergabe der neuen bzw. renovierten Primarschulen in Loiborsoit „A“ und Kaangala an die Dorfgemeinschaften bzw. den tansanischen Staat. Auch hier hatten die Handwerker ganze Arbeit geleistet!

Meine weitere fachliche Aufgabe bestand darin, einen Teil der dringend renovierungsbedürftigen Primarschulen im Distrikt zu besuchen, um den Renovierungsaufwand und die Kosten zu beurteilen. Erschrocken war ich über den Zustand der von uns besuchten Schulen in den Dörfern Nado-Ilchukin, Terrat und Sukuro: Klassenräume mit kaputten Fußböden und Schulbänken, undichten oder gar teilweise fehlenden Dächern, ohne Fensterverglasung und mit desolaten und unzureichenden sanitären Einrichtungen. Natürlich darf man nicht unsere westlichen Standards zugrunde legen. Gefragt sind vielmehr einfache und wirkungsvolle handwerkliche Methoden mit möglichst vielen regionalen, teils selbst gefertigten Baustoffen. Ich freue mich, dass bald auch Menschen vor Ort handwerklich geschult werden, um bei den Bau- und Renovierungsmaßnahmen selber Hand anlegen zu können. Das im Bau befindliche Handwerker-Zentrum ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, der ohne die Hilfe Dritter nicht gelingen kann.

Dipl.-Ing. Joachim Buchmüller, Architekt (upendo Schatzmeister)

Fotos (Oktober 2018): Fred Heimbach

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Verantwortlich für Inhalte: Fred Heimbach
Übersetzungen: Marita Sand