Die Volksgruppe der Maasai hat in der Vergangenheit keinen Wert auf Bildung gelegt, so dass sie nun zu einer der rückständigsten und wirtschaftlich benachteiligsten Tansanias gehört. Der kulturelle Druck, vor allem auf die Frauen, und die Überzeugung, dass durch Bildung Kultur und Tradition verblassen, sind die Hauptgründe, warum sich die Maasai gegen Bildung gewehrt haben. Und selbst wenn sie es möchten – die allermeisten können es sich nicht leisten, ihre Kinder nach Abschluss der Primarschule auf eine weiterführende Schule zu schicken.

Bildungsmisere der Maasai

Im Simanjiro-Distrikt kann nur jeder Vierte lesen und schreiben. Die Schulabbrecherrate ist hoch, vor allem bei den Mädchen. Schwangerschaft, frühe Verheiratung und die Bevorzugung der Jungen sind die Hauptursachen dafür. Eine Untersuchung zeigte vor einigen Jahren, dass die Morani, die jungen Maasai-Krieger, immer noch durch die Gemeindeältesten ermuntert werden, junge Mädchen zu schwängern, damit diese die Schulausbildung abbrechen müssen. Und noch immer bestechen Familien Lehrer, damit sie die Mädchen durchfallen lassen und von der Schule schicken.

Beginn der Sekundarschule in Emboreet

In den letzten Jahren haben viele Maasai aber die Notwendigkeit der Erziehung ihrer Kinder erkannt und damit begonnen, Bildung mit Freiheit in Verbindung zu setzen und nach Lösungen für ihre Situation zu suchen. Bildung ist es auch, die ihnen die Augen für die massive Unterdrückung der Maasai-Frauen öffnet.
Philomena und Toima Kiroya sind eher zufällig in den Genuss einer Schulbildung gekommen. Sie sind die einzigen Mitglieder ihrer Familien, die zur Schule gegangen sind, und Toima hat es
dank seiner Bildung in Tansania zu einem hochdotierten Posten gebracht. Die beiden haben den Wert der Bildung erkannt, ihr Volk nicht vergessen und damit begonnen, in ihrem Heimatdorf im Simanjiro-
Distrikt eine Sekundarschule aufzubauen. Ihre finanziellen Mittel sind aber begrenzt, und so gibt es nach fünf Jahren nur ein paar Klassenzimmer und zwei kleine dormitories für die Mädchen. Dennoch hat der Unterricht begonnen; zurzeit werden 133 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die ersten haben bereits an den Abschlussprüfungen zum o-level (Realschulabschluss) teilgenommen. Die Schule soll vor allem dazu beitragen, dass Maasai-Kinder, die gute Schüler sind, aber aus armen Familien
stammen, eine qualitativ hochwertige Bildung erhalten.

Das traditionelle Kochen ist kräfte- und zeitintensiv.

Aufbau der Sekundarschule

Wir wollen Philomena und Toima Kiroya nun helfen, aus diesen Anfängen in den kommenden Jahren eine vollwertige Sekundarschule zu bauen. Dazu gehören nicht nur Klassen- und naturwissenschaftliche Fachräume, sondern auch Wohngebäude für die Lehrerschaft, Wohnhäuser (dormitories) für die Schüler,
die im Internat unterkommen und versorgt werden müssen, eine Krankenstation, Mensa mit Zentralküche, Mehrzweckhalle (Aula), Verwaltungsgebäude mit Lehrerzimmern, Bibliothek mit Computerzentrum, Waschräume und Toiletten, Kanalisation, Wasser- und Stromversorgung. All das soll in den kommenden
sechs Jahren gebaut werden. upendo hat versprochen, ihnen dafür finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Dank der Zusage der Fürsorge- und Bildungsstiftung, beim Bau der Sekundarschule upendo finanziell zu unterstützen (www.fuersorgeundbildungsstiftung.de) besteht nun eine realistische Chance, die Schule in den kommenden Jahren aufbauen und fertigstellen zu können. Wir wollen und dürfen aber auch den tansanischen Staat und die Lokalregierung nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Sie müssen nach ihren Kräften und finanziellen Möglichkeiten mitmachen. Bereits im Oktober des vergangenen Jahres hat die Kommune damit begonnen, Lastwagen mit Sand und Steinen nach Emboreet zu schicken und den Bau eines dormitory für die Jungen zu beginnen – und uns damit zu signalisieren, dass sie es ernst meinen.

Dank der Spenden des upendo-Freundeskreises und der Zuwendungen der Fürsorge- und Bildungsstiftung konnte bereits in den ersten Tagen dieses Jahres der Bau der Zentralmensa und -küche beginnen. Noch müssen die Schülerinnen und Schüler ihre täglichen Mahlzeiten im Freien einnehmen. Ende Februar soll aber die Mensa bereits eingeweiht werden und dann auch für die nächsten Jahre als Mehrzweckhalle für die verschiedenen Treffen und Veranstaltungen dienen. Dank des bereits 2014 fertiggestellten Wasserprojekts ist genug Wasser vorhanden, und zwar nicht nur sauberes Wasser für die Schüler und Angestellten, sondern auch Wasser zum Hausbau.

Es gibt noch viel Platz auf dem Gelände – aber die Bauarbeiten haben begonnen.

Es gibt noch viel Platz auf dem Gelände –
aber die Bauarbeiten haben begonnen.

Ausblick

Für 2015 ist der Bau von zwei weiteren Klassenräumen geplant, dazu zwei dormitories mit Waschhäusern und Toiletten, zwei Wohnhäusern für Lehrer und ein naturwissenschaftliches Labor. Wir haben uns viel vorgenommen und werden sehen, wie weit die Pläne realisierbar sind. Aber die Bauarbeiten sind auch ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Situation langsam ändert und die Maasai eine Chance auf eine bessere Schulbildung für ihre Kinder erhalten, der Weg aus ihrer Rückständigkeit und Armut. Wir können ihnen beim Bau der Sekundarschule helfen, ihre Kinder aber müssen sie selber zur Schule schicken. Dafür sind Philomena und Toima ein großes Vorbild: Sie haben es dank ihrer Bildung zu etwas gebracht, ja, sie haben sogar europäische Freunde mit nach Hause gebracht, die nun dabei helfen wollen, in ihrem Heimatdorf Emboreet eine weiterführende Schule zu bauen.

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Übersetzungen: Marita Sand